Jahresbericht 2023
Investitionen ins Personal sind gerade in schwierigen Zeiten wichtig
Kennzahlen 2023
USB
Konzern
42'244
stationäre Patientinnen und Patienten
8'183
Mitarbeitende
1,4
Mrd. CHF Umsatz
2,2 %
EBITDAR-Marge
Interview mit Verwaltungsratspräsident Robert-Jan Bumbacher und Direktor Werner Kübler
Das Universitätsspital Basel (USB) hat rote Zahlen geschrieben. Dennoch – oder gerade deshalb – ist es wichtig, in die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden und in die Effizienz zu investieren. Um das Rückgrat der regionalen Gesundheitsversorgung für die Zukunft zu stärken.
Vor einem Jahr konnte das USB noch einen Gewinn vermelden, nun resultiert ein deutliches Minus. Wie ist es dazu gekommen?
Bumbacher: Das liegt zu einem grossen Teil an der Grosswetterlage in der gesamten Wirtschaft, insbesondere im Gesundheitswesen, und hier noch spezifischer bei den grossen Zentrums- und Universitätsspitälern. Das Universitätsspital Basel konnte sich im Vorjahr im Gegensatz zu den meisten anderen vergleichbaren Häusern noch in der Gewinnzone halten. Im Berichtsjahr 2023 erlitt aber auch das USB einen deutlichen Verlust. Er ist vor allem bedingt durch eine Kombination verschiedener Faktoren wie die unzureichende finanzielle Abgeltung unserer Leistungen sowie die starke Teuerung in allen Bereichen, etwa beim medizinischen Bedarf, beim Strom und bei den Lohnkosten.
Kübler: Es gibt zudem auch interne Faktoren. Nach der Pandemie sehen wir wieder ausgeprägte saisonale Schwankungen im Patientenaufkommen, was vorher kaum mehr der Fall war. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Diese Umstände machen die Kapazitätsplanung anspruchsvoller. Wir haben Massnahmen ergriffen, um mit diesen Herausforderungen gut umzugehen, und setzen sie mit vereinten Kräften um. Dies bedeutet, dass wir möglichst haushälterisch und wirkungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen und die Prozesse laufend verbessern. Am wichtigsten sind dabei unsere Mitarbeitenden: Sie leisten ausgezeichnete Arbeit.
Dennoch investiert das USB weiter, in das Personal, die Digitalisierung und in die bauliche Infrastruktur. Wie erklärt sich das?
Bumbacher: Das USB hat einen klaren Auftrag: die Versorgung der Stadt, der Region und ihrer Bevölkerung mit qualitativ hervorragenden Leistungen im Gesundheitsbereich langfristig zu sichern. Das USB steht in der Verantwortung – als starkes Rückgrat des regionalen Gesundheitswesens – in Grundversorgung, Maximalversorgung, Spitzenmedizin, Ausbildung und Forschung zur richtigen Zeit zu investieren.
Kübler: Uns leiten auch praktische Notwendigkeiten: Die Medizin entwickelt sich in einem unheimlichen Tempo. Wir müssen unsere Infrastruktur regelmässig erneuern, sei sie nun digital oder baulich. Dass immer mehr Leistungen ambulant angeboten werden können, heisst beispielsweise für ein Universitätsspital nicht, dass es viel weniger stationäre Betten braucht. Es bedeutet aber, dass unsere Prozesse sich kontinuierlich verändern. Dies hat Auswirkungen auf unser Personal, in welches wir laufend investieren, um die Arbeitsbedingungen attraktiv zu halten.
«Punkto Attraktivität geht es im Kerngeschäft des Spitals nicht ‘nur’ um den Lohn, Investitionen in die Arbeitsbedingungen sind ebenso wichtig. Dazu gehören ganz speziell die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, die Aus- und Weiterbildung oder die Ausgestaltung des Schicht- und Pikettdienstes.»
Dr. med. Werner Kübler, Spitaldirektor
Wenn wir beim Personal bleiben: Das USB kämpft wie die ganze Branche um Fachkräfte. Was tun wir hier?
Bumbacher: Trotz der finanziellen Lage investieren wir bewusst in das Personal. Ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, ist essenziell, um rund um die Uhr die Leistungen für die Patientinnen und Patienten erbringen zu können. Wir haben erneut den Teuerungsausgleich gewährt und gezielt in attraktive Arbeitsbedingungen investiert; dies sowohl bei der Pflege als auch bei den Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzten.
Kübler: Gerade bei diesen Berufsgruppen im Kerngeschäft des Spitals geht es nicht «nur» um den Lohn. Investitionen in die Arbeitsbedingungen sind ebenso wichtig. Dazu gehören ganz speziell die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, die Aus- und Weiterbildung oder die Ausgestaltung des Schicht- und Pikettdienstes. Für das Spital ist dies mit organisatorischen, aber auch wirtschaftlichen Herausforderungen verbunden. Da braucht es auch die Unterstützung durch die Politik und die Gesellschaft. Letztlich geht es um die Frage: Wie viel ist uns ein gut funktionierendes Gesundheitssystem, in dem die Menschen gerne arbeiten, wert?
Die Pandemie ist für beendet erklärt worden, das USB verzeichnet dennoch neue Rekordzahlen an Patientinnen und Patienten. Warum?
Kübler: Wir sehen dieses Phänomen in der gesamten Spitalbranche. Die Patientenzahlen steigen und es gibt dafür eine ganze Reihe von Gründen. Zum einen ist es sicher die demographische Entwicklung: Wir werden immer älter und die geburtenstarken Jahrgänge sind nun in einem Alter, in dem sie eine ganze Reihe altersbedingter Krankheiten haben. Zum anderen führt der medizinische Fortschritt dazu, dass wir für immer mehr Krankheiten wirksame Behandlungsmöglichkeiten haben. Die Zentren sind von diesen Entwicklungen überdurchschnittlich stark betroffen, hier treffen sich diese Patientenströme.
Bumbacher: Wir sollten nicht vergessen: Dieser Trend ist ein klarer Beweis dafür, dass wir am USB hervorragende Arbeit leisten. Damit zeigt sich sehr gut, dass das USB das Rückgrat der Gesundheitsversorgung der Nordwestschweiz ist. Für diese hervorragende Arbeit möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meinen Dank aussprechen.
Robert-Jan Bumbacher, Verwaltungsratspräsident USB
«Wir rechnen für das Jahr 2024 erneut mit einem Defizit, allerdings einem deutlich geringeren als im Berichtsjahr 2023. Mittelfristig sehen wir das USB auf dem Weg, weiterhin in das Personal zu investieren und die in Angriff genommenen Investitionen in das Generationenprojekt Campus Gesundheit und in die Digitalisierung selber finanzieren zu können.»
Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Wird das nächste Jahr einfacher
als das vergangene?
Kübler: Kurze Antwort: Für den Spitalbetrieb an sich: Nein. Die Nachfrage nach unseren Leistungen wird weiter steigen. Ebenso sehen wir kaum Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. Hier müssen wir weiterhin am Ball bleiben, um attraktive Arbeitsbedingungen anzubieten. Wir haben nach zehn Jahren Planungszeit mit dem Bau des neuen Klinikums 2 begonnen. Dieses Generationenprojekt wird uns langfristig enorm in unserer Arbeit unterstützen, bringt jedoch während der Bauzeit einige Herausforderungen mit sich. Ich habe aber keinerlei Zweifel, dass wir auch im kommenden Jahr dank der Leistung unserer Mitarbeitenden und mit guter Planung unsere Arbeit in gewohnt hoher Qualität machen werden.
Bumbacher: Auf der finanziellen Seite bringen die Verbesserungen der Tarife eine gewisse Entspannung. Auch die Teuerung bewegt sich nicht mehr auf dem Niveau, das uns in den letzten
Jahren Probleme bereitet hat. Grundsätzlich bleiben die Herausforderungen der letzten Jahre bestehen: Die Tarife sind nicht kostendeckend und die Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen ist ungenügend. Wir rechnen für das Jahr 2024 erneut mit einem Defizit, allerdings einem deutlich geringeren als im Berichtsjahr 2023. Dies auch dank grosser Anstrengungen, die Effizienz zu erhöhen. Mittelfristig sehen wir das USB auf dem richtigen Weg, weiterhin in das Personal zu investieren und die in Angriff genommenen Investitionen in das Generationenprojekt Campus Gesundheit und in die Digitalisierung selber finanzieren zu können.
News aus dem USB
Der Verwaltungsrat
Der Verwaltungsrat ist das oberste geschäftsleitende Organ des Unternehmens. Der Verwaltungsrat konstituiert sich selbst. Vorbehalten ist die Wahl des Präsidenten durch den Regierungsrat. Der Verwaltungsrat delegiert die Geschäftsführung vollumfänglich an die Spitalleitung, soweit nicht das Gesetz oder das Organisationsreglement etwas anderes vorsehen. Der Verwaltungsrat übt die Oberleitung und die Aufsicht und Kontrolle über die Geschäftsführung aus.