Frauenherzen schlagen anders – Neue Sprechstunde in Basel
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Frauen – und oft werden sie zu spät erkannt. Die neue Frauenherzsprechstunde am Universitätsspital Basel soll das ändern: Mit gezielter Diagnostik und individualisierten Therapiekonzepten rückt sie die spezifischen Risiken und Symptome von Frauen in den Fokus.
2025-03-03, 11:50 Uhr
Etwa jede dritte Frau stirbt jährlich an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, der häufigsten Todesursache weltweit. In der Schweiz haben Frauen schlechtere Überlebenschancen nach einem Herzstillstand, wie aktuelle Studien zeigen. Bereits seit Jahrzehnten sind die Geschlechterunterschiede in der Medizin, insbesondere bei kardiovaskulären Erkrankungen, bekannt. Allerdings gab es in den letzten Jahren keine signifikante Verbesserung der Ungleichbehandlung der Geschlechter in der Vorsorge und in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Übersehen, unterschätzt, unterversorgt – das soll sich künftig ändern
«Frauen leiden häufig an weniger typischen Symptomen wie Luftnot, Müdigkeit, Übelkeit oder unspezifischen Brustschmerzen, wodurch sich die Diagnose verzögern kann. Zudem sind Frauen häufig von besonderen Formen der Herzerkrankung betroffen, etwa der Dysfunktion der kleinsten Herzkranzgefässe oder dem Herzinfarkt ohne Engstellen der Gefässe (MINOCA).» sagt Prof. Felix Mahfoud, Chefarzt der Klinik für Kardiologie. Auch findet sich bei Frauen häufiger eine Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF). Zusätzlich gibt es frauenspezifische Risikofaktoren wie hormonelle Schwankungen, Schwangerschaftskomplikationen und Autoimmunerkrankungen. Aktuelle wissenschaftliche Studien und Leitlinien von kardiologischen Fachgesellschaften betonen die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Herangehensweise, da Frauen in klinischen Studien bisher oft unterrepräsentiert sind.
Präzisionsmedizin für Frauen: Neue Wege in der Kardiologie
Dem dringenden Bedürfnis nach individueller Diagnostik und personalisierter Therapie kommt das Universitätsspital Basel nach. Die neue Frauenherzsprechstunde bietet individuelle und geschlechtsspezifische Diagnostik und Therapiekonzepte an und die Ärztinnen gehen dabei auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen ein. Dazu gehören gezielte Untersuchungen und ein individuelles Risikomanagement.
Universitäre Medizin und Forschung für Frauen
Die Frauenherzsprechstunde arbeitet interdisziplinär und engagiert sich mit dem Cardiovascular Research Institute Basel (CRIB) intensiv in der Forschung zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Herzerkrankungen. Neue Studien sollen dazu beitragen, die Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie weiter zu verbessern und gezielt auf die Bedürfnisse von Frauen anzupassen. «Unser Ziel ist es, die geschlechterspezifischen Unterschiede in der Kardiologie noch besser zu verstehen und in die klinische Praxis zu überführen.», so die Leiterinnen der Frauenherzsprechstunde Prof. Christine Meyer-Zürn und Dr. Emel (Eliza) Kaplan.