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«Säckeweise Müll erfasst»

Das Team der Gastroenterologie hat im Jahr 2023 mit einer Abfallanalyse, einem sogenannten Waste Audit, wichtige Erkenntnisse über den anfallenden Abfall bei endoskopischen Eingriffen gewonnen. Mit konkreten Massnahmen tragen sie zu mehr Nachhaltigkeit am USB bei.

In der Gastroenterologie geht es insbesondere um Untersuchungen des Magen-Darm-Trakts. Wie kamen Sie dazu, hier ein Waste Audit durchzuführen?

 

Florian Rybinski: Wir wollten herausfinden, wie wir unseren ökologischen Fussabdruck verringern können. Dafür müssen wir auch verstehen, wie viel von welchem Müll anfällt, um mögliche Einsparmassnahmen besser steuern zu können.

 

Jolanda Vögtli: Wir haben schon immer gespürt, dass wir viel Abfall produzieren. Wir tragen säckeweise Müll aus den Räumen. Das liegt auch an den Produkten die drei-, vier-, fünffach eingepackt sind.

Dr. Florian Rybinski, Oberarzt, Clarunis Gastroenterologie und Hepatologie USB
Dr. Florian Rybinski, Oberarzt, Clarunis Gastroenterologie und Hepatologie USB

Dr. Florian Rybinski, Oberarzt, Clarunis Gastroenterologie und Hepatologie USB

«Die Gastroenterologie ist nach dem OP und der Intensivmedizin der grösste Abfallproduzent im Spital.»

Jolanda Vögtli, Gastroenterologie und Hepatologie USB
Jolanda Vögtli, Gastroenterologie und Hepatologie USB

Jolanda Vögtli, Gastroenterologie und Hepatologie USB

Was war das Schwierigste in dem Prozess?

 

Florian Rybinski: Die grösste Herausforderung in der Planung war, sicherzustellen, dass wirklich alle Materialien, die im Abfall landen, erfasst werden und konkret einer Untersuchung zugeordnet werden können. Um herauszufinden, wie viel Einspar- und Recyclingpotenziale es gibt, mussten wir uns gut überlegen, wie wir die Materialien kategorisieren.

«Wir könnten 90% unserer bisher als scharf kategorisierten Instrumente anders entsorgen und ca. 17% unseres allgemeinen Mülls recyceln.»

Sehen Sie trotzdem Einsparpotenziale?

 

Florian Rybinski: Die gibt es durchaus. Wir haben festgestellt, dass wir teilweise unbenutzte Artikel wegwerfen. Dies, weil sie in vorgefertigten Sets enthalten sind, wir sie aber nicht benötigen. Ausserdem entsorgen wir unseren Abfall teilweise nicht korrekt. Aktuell werden quasi alle endoskopischen Instrumente als gefährliche, scharfe Instrumente entsorgt, obwohl das mehrheitlich gar nicht nötig wäre. Dies verursacht unnötig hohe Entsorgungskosten und ist schlecht für die Umwelt.

 

Unser nächster Schritt ist, mehr zu recyceln und die endoskopischen Instrumente besser zu klassifizieren. Ob recycelt werden kann, ist von gesetzlichen Vorgaben abhängig. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit der Abteilung für Entsorgung sehr wichtig. 

 

Eric Pflimlin: Viel hängt hier an den Lieferketten und Konzernen, von denen wir die Materialien beziehen. Es gibt standardisierte Produkte wie die Adapter für Biopsie-Nadeln in mehreren Grössen. Obwohl ich nur eine Grösse benötige, bin ich gezwungen, alle restlichen Grössen zu entsorgen. Hier könnte man ansetzen.

PD Dr. Henriette Heinrich, Leitende Ärztin, Gastroenterologie und Hepatologie USB
PD Dr. Henriette Heinrich, Leitende Ärztin, Gastroenterologie und Hepatologie USB

PD Dr. Henriette Heinrich, Leitende Ärztin, Gastroenterologie und Hepatologie USB

Henriette Heinrich: Damit Änderungen umgesetzt werden, ist es essenziell, dass wir ein Bewusstsein für die Thematik schaffen. Dafür war das Waste Audit sehr hilfreich. Es sind kleine, aber wichtige Stellschrauben, weil so was natürlich auch Arbeitsabläufe etwas verändert. Es ist viel einfacher, das gesamte Material vom Endoskopie-Tisch zu entsorgen, als zu überlegen, was davon noch verwendbar ist.

 

Eric Pflimlin: Ein Einsparpotenzial, das wir bereits vor dem Waste Audit eruierten, ist das Vorbereiten der Tische vor einer Untersuchung. Immer wieder fallen Patientinnen und Patienten kurzfristig aus, weshalb das vorbereitete Material umsonst entsorgt wird. Inzwischen decken wir den Tisch erst aus, wenn die Patientin, der Patient sicher untersucht wird. Das hat nur wenig Auswirkungen auf den Arbeitsablauf und wir sparen ohne grossen Zeitverlust Material und somit Ressourcen.

Eric Pflimlin, Leiter, Clarunis Endoskopie Pflege USB
Eric Pflimlin, Leiter, Clarunis Endoskopie Pflege USB

Eric Pflimlin, Leiter, Clarunis Endoskopie Pflege USB

Welchen Tipp geben Sie anderen Gastroenterologien oder Abteilungen, die ein Waste Audit durchführen möchten?

 

Florian Rybinski: In einem ersten Schritt ist es wichtig, sich gut zu überlegen, was das Ziel des Waste Audits ist. Der eigentliche Tipp ist aber, sich als Gruppe zusammenzuschliessen und das Waste Audit mit Ärztinnen und Ärzten, der Pflege und der Entsorgung zu planen.

 

Was wünschen Sie sich zukünftig für die Gastroenterologie in Sachen Nachhaltigkeit?

 

Jolanda Vögtli: Ich wünsche mir, dass wieder öfter Mehrweginstrumente genutzt werden. Diese sind häufig hochwertiger, besser in der Handhabung und Ressourcen-schonender. Dazu braucht es standardisierte, rückverfolgbare Prozesse und eine entsprechende Ausbildung der Mitarbeitenden der Sterilisationsaufbereitung. Auch gibt es Medizinprodukte, die wir aufgrund des Ablaufdatums nicht mehr nutzen dürfen, obwohl sie dreifach steril verpackt sind. Dafür wünsche ich mir Lösungen.

 

Florian Rybinski: Mit Blick auf die nächsten fünf Jahren wünsche ich mir, dass wir mehr Patientinnen und Patienten telemedizinisch betreuen, um lange Fahrtwege zu vermeiden. Es wäre grossartig, integrierte elektronische Patientenakten zu haben, mit denen einfacher zu prüfen ist, ob eine Untersuchung wirklich indiziert ist und um sie gut planen zu können. Es braucht insgesamt ein stärkeres Bewusstsein für eine grüne, nachhaltige Endoskopie.