Herzstillstand: Frauen haben schlechtere Überlebenschancen

Forschende des Universitätsspitals Basel und der Universität Basel haben in einer neuen schweizweiten Studie die geschlechterspezifischen Unterschiede bei der Behandlung nach einem Herzstillstand untersucht. Frauen wurden im Vergleich zu Männern seltener auf Intensivstationen aufgenommen, erhielten dort weniger intensivmedizinische Therapien und hatten ein höheres Sterberisiko.

2025-02-03, 10:00 Uhr

Herzkreislaufstillstand ist eine der führenden Todesursachen weltweit, trotz Fortschritten in der modernen Medizin. Bisherige Daten deuten darauf hin, dass Frauen nach einem Herzstillstand oft schlechtere Überlebenschancen haben und eine niedrigere Lebensqualität aufweisen als Männer. Die Gründe hierfür sind vielfältig und könnten neben biologischen Unterschieden auch auf seltenere oder verzögert durchgeführte Wiederbelebungsmassnahmen bei Frauen zurückgeführt werden. Ebenso kommen Geschlechterunterschiede bei der Intensivität der Behandlung vor und nach Aufnahme auf die Intensivstation sowie bei Entscheidungen über lebensverlängernde Massnahmen als Ursache für die ungleichen Überlebenschancen in Betracht. Forschungsdaten zu dieser Geschlechterdiskrepanz sind bislang in Westeuropa kaum vorhanden.

 

Erste schweizweite Studie mit 40'000 Patientinnen und Patienten

Unter der Leitung von PD Dr. Caroline E. Gebhard haben Dr. Simon A. Amacher und Kolleg*innen geschlechterspezifische Unterschiede bei der Behandlung von 41'733 Patientinnen und Patienten mit Herzstillstand schweizweit in einem Zeitraum von 15 Jahren untersucht, wovon 21'692 Patientinnen und Patienten auf Schweizer Intensivstationen aufgenommen und behandelt wurden. Sie erhoben zeitliche Trends bei der Sterblichkeit auf der Intensivstation, Tendenzen bei Aufnahmeraten auf die Intensivstationen, der Anwendung intensivmedizinischer Therapiemassnahmen sowie Behandlungsbeschränkungen bei Patientinnen, die einen Herzkreislaufstillstand kurzfristig überlebt hatten. 

 

Frauen werden weniger intensiv behandelt und sterben häufiger

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern eine um 18% geringere Wahrscheinlichkeit haben, auf eine Intensivstation aufgenommen zu werden. Ebenso erhielten Frauen weniger oft als Männer invasive Behandlungen, wie z.B. eine kathetergeführte Herzuntersuchung (44.7% vs. 54.0% invasive Therapien bei Männern; p < 0.001). Insgesamt waren Frauen, die einen Herzkreislaufstillstand überlebt hatten, im Vergleich zu Männern einem höheren Risiko ausgesetzt, im weiteren Verlauf zu sterben (41.8% vs. 36.2% Sterblichkeitsrate bei Männern; p < 0.001).

 

Die Forschenden vermuten unterschiedliche Gründe für diese Ungleichheit bei der Behandlung Patientinnen und Patienten mit überlebtem Herzkreislaufstillstand. Hierzu zählen biologische Unterschiede, soziokulturelle Faktoren und unbewusste Denkmuster, die Männer begünstigen. Die Studie hebt zudem die dringende Notwendigkeit hervor, detailliertere Informationen zu soziokulturellen Faktoren zu erfassen, um die Ursachen der geschlechterpezifischen Unterschiede in der Behandlung des überlebten Herz-Kreislauf-Stillstands besser untersuchen zu können.

 

Diese Studie wurde im Fachjournal Critical Care publiziert.