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Patient Reported Outcome Measures (PROMs)

Indem wir den subjektiv empfundenen Behandlungserfolg messen und analysieren, können wir unsere Behandlungsqualität stetig optimieren.

Empfinden unsere Patientinnen und Patienten die Behandlung als erfolgreich? Indem wir dies messen und analysieren, steigern wir kontinuierlich die Qualität unserer Behandlung.
 

Patient Reported Outcome Measures (PROMs) verfolgen das Ziel, die Behandlungsqualität zu steigern und dabei den Fokus auf die Patientinnen und Patienten zu legen.
 

PROMs sind Fragebogensets, die spezifisch auf die jeweilige Erkrankung eingehen. So ist es möglich, die Lebensqualität und den Gesundheitszustand langfristig und standardisiert zu messen. 

Die Befragung erfolgt komplett digitalisiert. Damit stehen die einzelnen Angaben sowie die daraus resultierenden Ergebnisse dem medizinischen Personal in Echtzeit zur Verfügung. So können sie zeitnah auf Veränderungen des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität der Patientin, des Patienten reagieren. Die Daten lassen sich zudem auch für Patientengruppen auswerten – zum Beispiel um verschiedene Behandlungsmethoden miteinander zu vergleichen. Ziel ist es, im Sinne der USB-Strategie «Value Based Healthcare», Mehrwert für unsere Patientinnen und Patienten zu generieren.

 

2022 ist das USB durch zwei innovative Kooperationen mit Krankenversicherern und Partnerspitälern einen weiteren Schritt in Richtung einer wertebasierten Gesundheitsversorgung gegangen.

 

Das aktuelle Vergütungssystem basierend auf Fallpauschalen bietet Fehlanreize. Dies bedeutet, dass Spitäler umso mehr verdienen, desto mehr Fälle sie behandeln. Dabei wird die Qualität der Behandlung in der Fallpauschale nicht abgebildet.

 

Der Einbezug von Qualitätskennzahlen (beispielsweise PROMs) soll dem entgegenwirken. Vordergründig geht es darum, die erbrachte Qualität, und nicht nur die erbrachte Menge, zu vergüten. Ziel ist es, unnötige Eingriffe zu verhindern und das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen. Zentrale Bausteine sind hierbei die PROMs, da sie eine langfristige Messung des Behandlungserfolgs ermöglichen und somit eine Aussage über die Notwendigkeit des Eingriffs zulassen. Ausserdem erlauben sie ein frühzeitiges Erkennen bei einer Verschlechterung des subjektiv empfundenen Gesundheitszustandes.

PROMs: Erfahrungen einer Patientin

Welche Erfahrungen machen Patientinnen und Patienten mit Patient Reported Outcome Measures (PROMs)? Wie wird die Befragung wahrgenommen? Einen Einblick gewährt uns eine Patientin der Brustchirurgie, welche aufgrund einer Brustkrebserkrankung am Universitätsspital Basel in Behandlung war.

 

«Als ich das erste Mal den Fragebogen ausfüllte, war ich erstaunt über die zum Teil intimen Fragen, die gestellt wurden. (…) Aber nach dem zweiten, dritten Mal gewöhnt man sich daran. Es kann vielleicht schon vorkommen, dass Patienten das zu intim finden. Aber ich denke, man (…) muss sich nicht schämen. Die Befragungen können weiterhelfen (…). (…) im ersten Moment ist man sowieso geschockt, dass man krank ist und wie krank. Und dann kommt die Befragung und man war vorher nie mit einer so intimen Befragung konfrontiert. Und mit der Zeit versteht man, wieso die Fragen gestellt werden. Weil mit der Zeit versteht man genau den Inhalt, weil man es nachvollziehen kann. (..) wenn man mittendrin ist, funktioniert man einfach. (…) erst mit der Zeit bekommen die Fragen die Tiefe, also die Bedeutung.»

 

«(…) die Fachpersonen haben ein sehr breites Wissen (….) Aber trotzdem, die Befragung, die sie machen (Anm. d. Red.: gemeint sind PROMs), ist auch ein bisschen anders. Es ist persönlicher. Also dass man das auch besprechen kann. Zum Beispiel, wenn sich etwas nicht verbessert, woran liegt es und so.»

Wie werden PROM-Daten genutzt? – Beispiele aus der Praxis

Weitere Informationen zu den Projekten hinsichtlich Vergütungsmodellen finden Sie hier:

Weitere Informationen zur Implementierung und Nutzung von PROMs finden Sie hier:

 

Video «PROMs am USB»

Einsatz und Nutzen von PROMs

 

  • auf individueller Ebene im Patientenkontakt
  • auf kollektiver Ebene als Qualitätsindikator
  • als Baustein bei der Entwicklung qualitätsbasierter Vergütungsmodelle

Die Klinik für Orthopädie und Traumatologie erfasst PROMs für:

  • Patientinnen und Patienten mit geplanten orthopädischen Eingriffen an Hüfte, Knie, Fuss und Schulter
  • traumatologische Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer Knochenverletzung («Fraktur») der oberen und/oder unteren Extremität/en eine operative Behandlung benötigen
  • Patientinnen und Patienten mit einem muskuloskelettalen Infekt


Die Beispiele (Abb. 1 und 2) zeigen die Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit von Patientinnen und Patienten, welche aufgrund ihrer Hüft- beziehungsweise Kniebeschwerden einen Gelenkersatz mittels Prothese erhielten.
 

Die aus verschiedenen Fragen gebildeten Werte («Scores») KOOS-PS (KOOS-PS: Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score-Physical Function Short Forms) (für Kniepatient*innen) beziehungsweise HOOS-PS (HOOS-PS: Hip Disability and Osteoarthritis Outcome Score Physical Function Short Forms) (für Hüftpatient*innen) messen das Ausmass der subjektiv wahrgenommenen Schwierigkeiten, die Patientinnen und Patienten aufgrund ihrer Hüft- beziehungsweise Kniebeschwerden erleben. Der Score kann einen Wert zwischen 0 und 100 annehmen, wobei ein höherer Wert für grössere Schwierigkeiten steht (vgl.: http://koos.nu/).
 

Um den Erfolg der Behandlung zu messen, findet am USB die Erstbefragung vor dem geplanten operativen Eingriff an der Hüfte oder dem Knie statt. Es folgen postoperativ weitere Befragungen zu definierten Zeitpunkten nach der Behandlung:
 

  • sechs Wochen postoperativ
  • drei Monate postoperativ
  • sechs Monate postoperativ (nur bei Kniepatienten)
  • ein Jahr postoperativ

Abb. 1: KOOS-PS Score, interne Datenauswertung

Abb. 2: HOOS-PS Score, interne Datenauswertung

Die Gastroenterologie des Clarunis –  Universitäres Bauchzentrum Basel (Standort USB) –  erfasst für Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) eine Infusionstherapie erhalten, systematisch PROMs.

Die Patientinnen und Patienten erhalten ca. alle sechs bis acht Wochen eine Infusionstherapie und beantworten jeweils den sogenannten IBD-Control-Fragebogen. Dieser erfasst das Ausmass der Krankheitskontrolle anhand verschiedener Bereiche:
 

  • Krankheitsaktivität
  • Veränderung der Darmbeschwerden
  • Krankheitssymptome
  • die Notwendigkeit, mit dem/der behandelnden Ärztin/Arzt die Therapiemöglichkeiten, Symptome sowie Nebenwirkungen zu besprechen


Der Score kann dabei einen Wert zwischen 0 und 16 annehmen, wobei ein höherer Wert für eine bessere Kontrolle der Darmerkrankung steht. Das Ziel bei der Behandlung chronisch erkrankter Patientinnen und Patienten ist es, die Krankheitsaktivität durch die Therapie niedrig und die Kontrolle der Erkrankung auf einem möglichst hohen, stabilen Niveau zu halten.
 

Da bei der PROMs-Einführung für CED bereits ein Grossteil der Patientinnen und Patienten eine Infusionstherapie erhalten hatte, bildet die erste Befragung nicht zwingend den Therapiebeginn ab. Es ist zu beobachten, dass bei den Patientinnen und Patienten der Wert stabil bleibt und über die Zeit zunimmt. Zudem haben die Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, anzugeben, ob sie die derzeitige Behandlung ihrer Erkrankung als hilfreich empfinden. Falls nötig kann durch diese Angaben zeitnah auf verschiedene Krankheitsaspekte reagiert werden. Die Grafik zeigt, dass die Patientinnen und Patienten die derzeitige Behandlung als hilfreich empfinden.

 

Abb. 3: IBD-Control-8-Score, interne Datenauswertung

Abb. 4: Frage aus dem IBD-Control-Fragebogen, interne Datenauswertung

Die Schmerzmedizin behandelt Patientinnen und Patienten mit akuten und/oder chronischen Schmerzen. Aktuell werden PROMs für Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen erfasst, die eine Infiltrationstherapie erhalten haben.

Unmittelbar vor der Therapie werden sie unter anderem nach der Schmerzintensität im Rücken gefragt, die auf einer numerischen Schmerzskala zwischen 0 (keine Schmerzen) und 10 (schlimmste vorstellbare Schmerzen) einzuordnen ist. Diese Befragung wird sieben Tage sowie einen und drei Monate nach der Infiltration wiederholt.
 

Es kommt zu einer signifikanten, im Durchschnitt ca. 30 %-igen, klinisch und statistisch signifikanten Abnahme der Rückenschmerzen infolge der Infiltration und diese bleibt auf einem stabilen Niveau. Gleichzeitig steigt die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten.
 

Für die Interpretation der Daten ist es wichtig, dass 52 % der Patientinnen und Patienten vor der Infiltration mehr als ein Jahr und 38 % von ihnen sogar länger als zwei Jahre Rückenschmerzen hatten und es sich damit nicht um eine spontane Verbesserung handelt.

Abb. 5: numerische Schmerzskala, interne Datenauswertung

Abb. 6: EQ-5D-5L, interne Datenauswertung

Im Sarkomzentrum sind Patientinnen und Patienten mit einem Sarkom in die PROMs-Erfassung eingeschlossen.

Grafik Sarkomzentrum

Abb. 7: Toronto Extremity Salvage Score: Physische Funktion

Die Befragungszeitpunkte sind:
 

  • Baseline
  • nach Abschluss einer neoadjuvanten Therapie (falls durchgeführt)
  • sechs Wochen postoperativ
  • drei Monate postoperativ
  • sechs Monate postoperativ
  • ein Jahr postoperativ
     

In der Befragung kamen unterschiedliche Aspekte zur Sprache, unter anderem die physische Funktion der betroffenen Extremität mithilfe des TESS-Fragebogens (Toronto Extremity Salvage Score).
 

Patientinnen und Patienten mit einem Sarkom können durch die Behandlung körperliche Beeinträchtigungen erfahren, der TESS misst die Schwere der subjektiv empfundenen körperlichen Einschränkung. Es zeigt sich, dass die Patientinnen und Patienten ein Jahr nach Behandlungsbeginn wieder ihre ursprüngliche Funktionsfähigkeit zurückerhalten haben beziehungsweise sogar leicht verbesserte Werte aufweisen.

Im Lungentumorzentrum werden PROMs für Patientinnen und Patienten mit kleinzelligem und nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom sowie Pleuramesotheliom aufgenommen. Die Erstbefragung erfolgt vor Therapiebeginn.

Die Follow-up-Befragungen finden drei und sechs Monate nach Therapiebeginn und schliesslich jährlich statt. Die Patientinnen und Patienten füllen unter anderem den EORTC-QLQ-C30 aus, einen generischen onkologischen Fragebogen, der die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit einer Tumorerkrankung erfasst (vgl: Aaronson NK et al. The European Organisation for Research and Treatment of Cancer QLQ-C30: A quality-of-life instrument for use in international clinical trials in oncology. Journal of the National Cancer Institute 1993; 85: 365-376).
 

Daraus lassen sich verschiedene Subscores berechnen, unter anderem zum Gesundheitszustand und allgemeinen Lebensgefühl. Es zeigt sich beispielsweise, dass Patientinnen und Patienten mit Lungenkarzinom im Stadium I nach der Behandlung eine stabile bis leicht verbesserte Lebensqualität haben (Abb. 8).
 

Abb. 8: EORTC-QLQ-C-30 Lebensqualitätsscore, interne Datenauswertung

Abb. 8: EORTC-QLQ-C-30 Lebensqualitätsscore, interne Datenauswertung