Innovationsmeilenstein am Universitätsspital Basel: Erstes 3D-gedrucktes patientenspezifisches Kinn-Implantat erfolgreich eingesetzt

Basel, März 2025 – Ein bedeutender Durchbruch in der personalisierten Medizin wurde am Universitätsspital Basel (USB) erreicht: Erstmals wurde ein im Spital 3D-gedrucktes Kinn-Implantat, das speziell für einen Patienten entwickelt wurde, erfolgreich implantiert. Die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) unter der Leitung von Prof. Florian M. Thieringer und seiner Forschungsgruppe Swiss MAM mit der stellvertretenden Leiterin Dr. Neha Sharma, PhD, setzt damit neue Massstäbe in der modernen Medizintechnologie.

Mit diesem Meilenstein positioniert sich die MKG-Klinik des Universitätsspitals Basel unter den weltweit führenden Zentren im Bereich medizinischer 3D-Druck und patientenspezifischer Implantate, die unter Einhaltung der aktuellen Medizinprodukteverordnung am Point-of-of-Care hergestellt werden. Die Einhaltung dieser Vorschriften gewährleistet nicht nur die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlungen für die Patient*innen, sondern unterstreicht auch das Engagement des Universitätsspitals Basel für ethische und transparente Forschung und patiententenzentrierte Therapie.

 

Die Zukunft der Medizin: 3D-Technologien revolutionieren die Implantatherstellung

 

Die 3D-Drucktechnologie stellt einen Paradigmenwechsel in der medizinischen Versorgung dar. Während herkömmliche Implantate oft Kompromisse bei der Passform erfordern, ermöglicht die Point-of-Care-Fertigung mittels 3D-Druck eine beispiellose Präzision und Personalisierung. Diese Innovation verkürzt nicht nur die Produktionszeit erheblich – von mehreren Wochen auf wenige Tage – sondern reduziert auch das Risiko von Komplikationen durch eine optimale anatomische Anpassung.

Experten prognostizieren, dass sich bis 2030 der globale Markt für 3D-gedruckte chirurgische Implantate verdreifachen wird. Das Universitätsspital Basel nimmt im Bereich der point-of-care (am Spital) Herstellung von patienten-spezifischen Implantaten eine Vorreiterrolle ein und bereitet bereits die nächste Generation von bioresorbierbaren und funktionalisierten Implantaten vor.

 

Ein innovativer Point-of-Care-Digitalisierungs- und Fertigungsprozess

 

Die Herstellung des personalisierten Implantats folgt einem präzisen digitalen Workflow:

  1. Eine hochauflösende Computertomografie (CT) Aufnahme erfasst die individuelle Anatomie des Patienten. Zusätzlich unterstützen strahlenfreie Oberflächen 3D-Gesichtsscans den Planungsprozess.
  2. Mithilfe fortschrittlicher 3D-Modellierungssoftware wird das Implantat entworfen, um eine perfekte Passform zu gewährleisten.
  3. Das Implantat wird direkt im Spital mithilfe eines biokompatiblen Hochleistungspolymers (Evonik VESTAKEEP® i4 3DF PEEK) schichtweise auf einem medizinischen 3D Systems EXT 220 MED 3D-Drucker gedruckt.
  4. Nachbearbeitung, Reinigung und Sterilisierung durch Spezialisten vor Ort.
  5. Das Ergebnis: ein personalisiertes Implantat, bereit für die Operation – für eine nahtlose und hochmoderne Behandlung der Patienten.

Durch die Integration des Point-of-Care-3D-Drucks setzt das USB neue Massstäbe in der medizinischen Innovation und ermöglicht die Herstellung hochwertiger, personalisierter Implantate direkt im Spital. Der Einsatz dieser Technologie direkt am Ort der Behandlung – am Point-of-Care – bedeutet kürzere Wartezeiten, geringere Logistikkosten und eine deutlich verbesserte Patientenversorgung.

 

Transformative Potenziale für das Gesundheitswesen

 

Die Point-of-Care-Fertigung von Implantaten mittels 3D-Druck verspricht weitreichende Vorteile:

  • Wirtschaftliche Effizienz: Reduzierung der Lagerbestände und Logistikkosten durch bedarfsgerechte Produktion.
  • Verkürzte Behandlungszeiten: Schnellere Verfügbarkeit von Patienten-individualisierten Implantaten führt zu kürzeren Spitalaufenthalten.
  • Verbesserte klinische Ergebnisse: Höhere Passgenauigkeit führt zu kürzeren Operationszeiten, kleineren operativen Zugängen (minimalinvasive Chirurgie), minimiert Komplikationsrisiken und verkürzt Heilungsprozesse.
  • Dezentralisierte Fertigung: Zukünftig Zugang zu hochmodernen Implantaten auch in entlegenen Regionen.

 

Fortschritte in der medizinischen Innovation für personalisierte Implantate

 

Dieser Erfolg baut auf früheren Errungenschaften auf, darunter die Entwicklung eines patientenspezifischen, 3D-gedruckten Schädelimplantats durch das Swiss MAM-Team. Dieses wurde im August 2023 erfolgreich für eine neurochirurgische Rekonstruktion implantiert und ebnete den Weg für weitere Fortschritte in der digitalen Point-of-Care-Fertigung.

Das Projekt wurde durch den „Innovationsfokus – Regenerative Chirurgie" des Universitätsspitals Basel sowie massgeblich auch durch die Werner-Siemens-Stiftung im Rahmen des Projekts MIRACLE II. Die grosszügige Förderung ermöglichte die Entwicklung und Implementierung der innovativen 3D-Drucktechnologien für die Implantatherstellung und trug entscheidend zum Erfolg dieses Meilensteins bei.

Wesentliche Beiträge leistete auch das Department of Biomedical Engineering (DBE) der Universität Basel, das neue Lösungen für personalisierte Behandlungen vorantreibt. Diese Zusammenarbeit war entscheidend für die Weiterentwicklung der Point-of-Care-Fertigung und stellt sicher, dass personalisierte Implantate höchsten regulatorischen und qualitativen Standards entsprechen.

Gemeinsam mit unseren Partnern, darunter die POC APP AG aus Basel, die eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Produkts im Einklang mit der Medizinprodukteverordnung MDR2017/745 und des Qualitätsmanagements spielte, haben wir nun die nächste Etappe in der Entwicklung und Produktion patientenspezifischer Gesichtsimplantate am Spital erreicht.

Damit setzt das Universitätsspital Basel neue Massstäbe in der personalisierten Medizin und bekräftigt sein Engagement für innovative Lösungen, die das Leben der Patient*innen nachhaltig verbessern. Die Zukunft der personalisierten Implantatherstellung hat begonnen – und das Universitätsspital Basel steht an vorderster Front dieser medizinischen Revolution.

 

Für weitere Informationen:


Universitätsspital Basel

Abteilung Marketing & Kommunikation
Caroline Johnson, Mediensprecherin

Tel. +41 61 328 44 77, caroline.johnson@usb.ch
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2025-04-03, 10:00 Uhr