«Bereits das erste Gespräch hat mich weitergebracht.»
21. Juni 2022, Tanja Steiger
Dr. Sarah Flury-Sutter ist Assistenzärztin im 4. Jahr in der Urologie am USB. Sie ist eine der 35 Teilnehmerinnen des Förderprogramms «Aiming Higher», das im Februar zum ersten Mal gestartet ist. Fokus des Programms ist es, Assistenzärztinnen optimal auf ihre zukünftige Karriere vorzubereiten – und das mit sehr inspirierenden Themen, wie Sarah Flury-Sutter findet.
2023-11-29, 13:00 Uhr
Wie funktioniert eigentlich ein Spital?
Assistenzärztinnen, die sich über das Programm «Aiming Higher» informieren, sehen sich auf der dazugehörigen Website gleich mit vielen Fragen konfrontiert: «Wo sehen Sie sich in fünf oder in zehn Jahren? Machen Sie sich Gedanken über die eigene Karriereentwicklung? Interessieren Sie sich für eine leitende Funktion oder eine akademische Laufbahn?» Den Ausschlag, am Programm teilzunehmen, gaben für Dr. Sarah Flury-Sutter, Assistenzärztin Urologie, aber vor allem die Kursinhalte selbst: «Ich fand das Programm sehr ansprechend. Es hat viele Themen dabei, die man im Assistenzärztinnen-Alltag nicht wirklich behandelt.»
Fast die Hälfte der Kursinhalte ist sehr «hands-on» und greift aktuelle Themen auf: «Kürzlich sprachen wir über die Optimierung unseres Linkedin-Profils – darüber macht man sich als Assistenzärztin nicht oft Gedanken, obwohl das immer relevanter wird. Dasselbe gilt für die Stärkung der Selbstkompetenz, z. B. beim Verhandeln: Das ist sehr wichtig und ebenfalls kein Teil unserer Ausbildung. Oder auch ganz banal klingende Dinge wie das aktuelle Online-Training "Wie funktioniert ein Spital?" sind sehr hilfreich.»
Live-online, online und vor Ort
Ins Leben gerufen wurde «Aiming Higher – Karriereentwicklung für Assistenzärztinnen» von verschiedenen Schweizer Universitäts- und Kantonsspitälern in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen (HSG). Junge Ärztinnen sollen für ihren Karriereweg gestärkt und so dem «Gender Gap», dem Mangel an Ärztinnen in leitenden Positionen, entgegengewirkt werden. Das Programm dauert 14 Monate und beinhaltet verschiedenste Module: Die insgesamt fünf Präsenztage sind auf Live-Online-Sessions und Präsenzveranstaltungen in St. Gallen oder Zürich aufgeteilt – dazu kommen Online-Trainings mit freier Terminwahl. «Das Ganze ist sehr flexibel», bestätigt Sarah Flury-Sutter. «Ich mache die Online-Trainings zum Teil abends, wann ich Zeit habe.»
Sarah Flury-Sutter hat 2017 ihr Staatsexamen an der Uni Basel absolviert und arbeitet, nach einem Jahr am Claraspital, seit 2019 als Assistenzärztin in der Urologie am USB. Letztes Jahr ist sie Mutter eines Sohnes geworden – nach ihrem Mutterschaftsurlaub kehrt sie in diesen Tagen wieder mit 60% ins Arbeitsleben zurück. «Die Vereinbarkeit von Aiming Higher und meiner Mutterschaft war überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, ich sah das Ganze als Bereicherung in dieser bereits sehr spannenden Zeit.»
«Das 1:1-Mentoring ist purer Luxus.»
Sarah Flury-Sutter arbeitet an einem Forschungsprojekt zur Installationstherapie bei Blasenkrebs mit, dem Prof. Cyrill Rentsch vorsteht. Dieses Projekt wird sie nach ihrer Rückkehr wieder intensiver vorantreiben. Für ihre Forschungstätigkeiten profitierte sie bereits stark vom Mentoring, das ebenfalls Teil von «Aiming Higher» ist: Allen Teilnehmerinnen wird vom HR des eigenen Spitals eine erfahrene Ärztin bzw. ein erfahrener Arzt zur Seite gestellt, der oder die ihnen während des Programms – live oder online – zum persönlichen Gespräch zur Verfügung steht.
«Bei mir gings beim ersten Mal um den Ausbau meiner wissenschaftlichen Tätigkeit und wie ich mich da noch besser etablieren kann. Beim zweiten Treff hat mir meine Mentorin ihren Arbeitsort vorgestellt und mich überall rumgeführt. Bereits das erste Gespräch, das zwei Stunden dauerte, hat mich weitergebracht – sogar bei spezifischen Problemstellungen innerhalb der Forschung», erzählt Sarah Sutter-Flury begeistert. «Dass ich jemanden zur Verfügung gestellt bekomme, die sich so oft mit mir trifft, meine Karriere mit mir anschaut und mit der ich Probleme besprechen kann – das ist schon ein sehr grosser Luxus.»
Networking, Role Models & Co.
Das Kennenlernen von und Vernetzen mit anderen Assistenzärztinnen, die einen ähnlichen Weg wie sie selbst verfolgen, gehört ebenfalls zu Sarah Flury-Sutters Highlights. «Im Spitalalltag hat das oft keine Zeit – es wird kein Schwerpunkt auf Networking gelegt.» Sie schätzt den Austausch mit Kolleginnen, die aus ganz anderen Fachrichtungen kommen. «Alle Teilnehmerinnen sind sehr motiviert. Es wurden sofort Interessengruppen gegründet und auch ausserhalb der Online-Trainings findet reger Austausch statt.»
Während des Programms kommen immer wieder «Role Models» zu Wort, erfahrene Ärztinnen, die über ihren Werdegang erzählen und wertvolle Erkenntnisse weitergeben. «Die Herausforderungen innerhalb der Karriere sind immer wieder ähnlich. Hier kann man sehr profitieren vom Wissen und den Lösungsvorschlägen erfahrener Kolleginnen», so Sarah Sutter. Ähnlich sieht das auch Raphaela Meier, Leiterin HR Strategieentwicklung am USB und Referierende an der Live-Kick-Off-Session: «Gerade bei Themen wie Leadership oder Vereinbarung von Karriere und Familie sind Erfahrungen aus erster Hand das Wertvollste, was wir dem ärztlichen Nachwuchs mitgeben können.»
Frauenförderung auf mehreren Ebenen
«Aiming Higher» steht allen Assistenzärztinnen ab dem 2. Ausbildungsjahr offen – der nächste Ausbildungsgang startet im Februar 2023. Die Teilnahmekosten betragen 5000 Franken, wovon das USB 75% übernimmt. «Die Urologie hat mich zusätzlich finanziell unterstützt und den Rest bezahlt – das hat mich sehr gefreut. Meine Vorgesetzten finden es toll, dass ich teilnehme.»
Sarah Flury-Sutter, die ihrer Zukunft zwischen Klinik und Forschung sieht, fühlt sich sehr wohl in ihrer Abteilung und schätzt die Möglichkeit, Teilzeit arbeiten zu können – sie sieht diese Option als eine der Grundlagen für die Karriereförderung von Frauen. «Aiming Higher» trägt ebenfalls dazu bei, da es die Bedürfnisse von Assistenzärztinnen genau abholt: «So setzt man sich konkreter mit der eigenen Karriere auseinander und plant verstärkt die eigene Zukunft.»
Dr. Sarah Flury-Sutter
Neugierig geworden auf «Aiming Higher»?