Von der Chemo- zur Immuntherapie: Ein Wendepunkt in der Krebsbehandlung
Gebärmutter- und Gebärmutterhalskrebs wurden bislang hauptsächlich mit Chemotherapie behandelt und sind häufig mit starken Nebenwirkungen verbunden. Eine vielversprechende Alternative stellt die Immuntherapie dar, die das körpereigene Immunsystem gezielt aktiviert, um Krebszellen zu erkennen und zu zerstören.
2024-11-19, 17:00 Uhr
Anfang 2023 erhielt Slavica Pusch die Diagnose eines fortgeschrittenen Gebärmutterkrebses, der bereits gestreut hatte. Der Tumor wurde operativ entfernt, doch es war schnell klar, dass eine weiterführende Behandlung erforderlich war. Slavica begann mit einer Chemotherapie, die aus sechs Zyklen bestand. Diese brachte jedoch zahlreiche belastende Nebenwirkungen wie starkes Kribbeln in den Händen und Beinen oder Haarverlust mit sich. Nach Abschluss der Chemotherapie entschieden sich die Ärzt*innen, eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren zu ergänzen. Diese spezielle Therapie soll das Immunsystem anregen, damit es Krebszellen im Körper gezielt erkennt und bekämpft.
Prof. Viola Heinzelmann, Chefärztin Gynäkologie /gyn. Onkologie erklärt den Unterschied zwischen den beiden Therapieansätzen: «Die Chemotherapie ist eine breit angelegte Behandlung, die alle schnell teilenden Zellen angreift – darunter auch gesunde Zellen wie die im Darm und in den Haaren, was die typischen Nebenwirkungen verursacht.» Im Gegensatz dazu funktioniert die Immuntherapie gezielt: «Sie reaktiviert die körpereigenen T-Zellen, die durch Tumorzellen blockiert wurden. Tumorzellen nutzen sogenannte Checkpoints, um die T-Zellen blind zu machen. Checkpoint-Inhibitoren unterbrechen diese Verbindung, sodass die T-Zellen die Tumorzellen wieder erkennen und bekämpfen können. Die Immuntherapie sorgt also dafür, dass die körpereigene Abwehr wieder sieht und die Tumorzelle wieder erkennt.»
Die bisherigen Studien zur Immuntherapie zeigen beeindruckende Ergebnisse: Zwei Jahre nach der Behandlung sind 61,4 % der Patientinnen rückfallfrei, im Vergleich zu 15,7 % ohne Immuntherapie. Prof. Heinzelmann betont, dass die Immuntherapie meist gut verträglich ist, mit Entzündungen als seltene Nebenwirkung. Weitere Forschung soll klären, ob die Dauer der Immuntherapie auf ein Jahr verkürzt werden kann.
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Universitätsspital Basel
Prof. Viola Heinzelmann-Schwarz
Co-Leiterin Frauenklinik
Chefärztin Gynäkologie/Gyn. Onkologie