Gezielter Angriff auf Tumore in der Krebstherapie

Forschende am Universitätsspital Basel entdecken vielversprechende Wege zur Nutzung von Radioliganden in der Krebstherapie.

2023-11-29, 13:02 Uhr

Radioliganden sind radioaktiv markierte Substanzen, die sich spezifisch an ein Zielprotein, z.B. einen Rezeptor auf einer Tumorzelle binden und so das Tumorgewebe zerstören. Bislang wurde das therapeutische Potenzial der Liganden jedoch wegen ihrer kurzen Verweildauer im Tumor oder wegen ihrer ungünstigen Verteilung im Körper nicht voll ausgeschöpft. Das Forschungsteam um Prof. Melpomeni Fani untersucht deshalb in gleich zwei erfolgreichen Studien die therapeutischen Einsatzmöglichkeiten von Radioliganden.

 

Gesundes Gewebe schonen, auf Tumorzellen verharren

In einer Studie hat das Forschungsteam um Prof. Melpomeni Fani den therapeutischen Wert verschiedener, auf ein bestimmtes Protein (FAP: Fibroblasten-Aktivierungsprotein-α) ausgerichteter Radioliganden verglichen. Die Forschenden konnten in einer neuen Studie nun bestimmte Strategien nachweisen, um die Verweilzeit der Liganden auf Tumorzellen zu erhöhen und gleichzeitig das gesunde Gewebes zu schonen. Ihre Ergebnisse konnten sie im renommierten Fachjournal «European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging» publizieren. Die wegweisenden Erkenntnisse dieser Studie wurden zudem im Editorial des Journals thematisiert.

 

Neue Klasse von Radiopharmazeutikum gegen Krebszellen

Prof. Fanis Forschungsgruppe konnte zudem ihre Resultate zur Entwicklung einer neuen Klasse von Radioliganden für onkologische Anwendungen im Journal of Medicinal Chemistry veröffentlichen. Diese Liganden richten sich auf einen bestimmten Rezeptor, der bei einer grossen Anzahl von Krebserkrankungen an der Oberfläche der Tumorzelle gebildet wird (Überexpression von CXCR4: C-X-C-Chemokinrezeptor Typ 4). Als Leitstruktur setzen die Forschenden das im menschlichen Körper natürlich vorkommende Peptid EPI-X4 ein. Das neuartige Radiopharmazeutikum, an dessen Entwicklung das Forschungsteam arbeitet, soll spezifisch an CXCR4 binden und die Diagnostik und Therapie verschiedener Krebsarten ermöglichen. Die soeben publizierten Daten konnten die Durchführbarkeit des CXCR4-Targetings mit EPI-X4-basierten Radioliganden belegen.

 

>> zu Ergebnissen und Editorial:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37261473/
https://link.springer.com/article/10.1007/s00259-023-06338-6
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37328158/

Prof. Melpomeni Fani

Prof. Melpomeni Fani, Leiterin der radiopharmazeutischen Chemie am USB