Innovative Operationsmethode bei Beckenfrakturen

Beckenfrakturen treten besonders bei älteren Menschen nach Stürzen auf und führen oft zu erheblichen Einschränkungen der Mobilität. Am Universitätsspital Basel wird nun eine innovative Operationsmethode eingesetzt, die minimalinvasiv ist und auf hochmoderner Technologie basiert. Diese neue Technik erlaubt robotergestützte 3D-Bildgebung und ermöglicht eine besonders präzise und sichere Behandlung.

2024-09-19, 17:00 Uhr

Professor Norbert Suhm, Leiter des Alterstraumazentrums kennt die Komplexität von Beckenbrüchen. «Die vorderen Beckenbrüche betreffen die Schambeine, meistens das obere Schambein, gelegentlich auch das untere Schambein. Der hintere Beckenbruch des Kreuzbeines verläuft dann üblicherweise parallel zum Iliosakralgelenk nach unten, sodass das Kreuzbein von dem Darmbein formal getrennt ist.»

 

Die Therapie von Beckenbrüchen hängt massgeblich davon ab, wie gut die Patientin oder der Patient trotz der Verletzung mobilisiert werden können. Gelingt dies mit Schmerzmitteln und Physiotherapie, kann eine konservative Therapie ausreichend sein. Ist die Mobilität jedoch stark eingeschränkt und werden immer mehr Schmerzmittel benötigt, wird eine Operation unvermeidlich.

 

Vor dem Eingriff wird die Operation mithilfe der 3D-Bildgebung genau geplant. Durch die genaue Beurteilung der Bruchlinien kann die ideale Positionierung der Schrauben so geplant werden, dass die Stabilität wieder hergestellt wird.

 

Der Eingriff selbst erfolgt minimalinvasiv, was bedeutet, dass nur kleine Hautschnitte nötig sind, um die Führungsdrähte einzuführen. Diese Drähte dienen als Leitlinien für die Platzierung der Schrauben, die später die Stabilität des Beckens wiederherstellen.

 

Das Besondere an dieser Methode ist die Möglichkeit, die Position der Drähte während der gesamten Operation in Echtzeit zu überprüfen. Eine robotisch unterstützte Durchleuchtung erstellt kontinuierlich aktuelle 3D-Datensätze, sodass die Ärztinnen und Ärzte sicherstellen können, dass die Drähte und Schrauben optimal verlaufen.

 

Der Führungsdraht gibt genau vor, wo die Schraube anschliessend durchlaufen wird. Die Implantate dürfen umliegende Blutgefässe, Nerven und das Hüftgelenk nicht tangieren.  
Mit der robotisch gestützten Durchleuchtung wird während der Operation ein aktueller 3D Datensatz erzeugt. So kann überprüft werden, ob die Drähte optimal verlaufen, bevor die Schrauben eingedreht werden.

 

Die Schrauben, die zur Stabilisierung des Beckens verwendet werden, haben eine besondere Konstruktion. Sie besitzen eine Bohrung im Inneren, die es ihnen ermöglicht, exakt dem Führungsdraht zu folgen. Die drei Schrauben werden präzise platziert und im Knochen so verankert, dass sie sich gegenseitig dreidimensional stützen. So werden schmerzverursachende Bewegungen der Bruchlinien blockiert, das Becken stabilisiert und die Belastungsfähigkeit erhöht. Das System erlaubt somit eine sofortige Erfolgskontrolle, sodass falls nötig, noch in der gleichen Narkose etwas geändert werden könnte.

 

Unsere 75-jährige Patientin Marianne Liniger hat bereits von der innovativen Behandlungsmethode profitiert. Nach einem Sturz im vergangenen November und einer erfolgreichen Operation berichtet sie von einer deutlichen Verbesserung ihrer Mobilität: «Mir geht es wieder gut. Nur beim Treppensteigen passe ich noch etwas auf. Ich kümmere mich wieder um meinen Garten und meinen Enkel. Also alles ist im grünen Bereich».

 

Mehr dazu im TV-Beitrag von «gesundheit heute».

 

Ihr Kontakt

Universitätsspital Basel
Prof. Norbert Suhm
Leiter Alterstraumazentrum
+41 61 328 71 69
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